Kahlschlag im Urwald? – Archäologische Aspekte zum mittelalterlichen Landesausbau
Referent: Rainer Schreg
Lange Zeit sah man im mittelalterlichen Landesausbau eine Rodungsbewegung, bei der unter herrschaftlicher Lenkung dem Wald neues Ackerland abgerungen wurde. Im Schutz von „Rodungsburgen“ habe der Adel planmäßig Wald gerodet und Siedlungen gegründet. Forschungsergebnisse der letzten Jahre stellen in vielen Landschaften dieses Bild in Frage, da vor allem mittels geoarchäologischer und pollenanalytischer Forschungen immer wieder frühe Nutzungsphasen in den vermeintlichen Rodungsgebieten erkannt wurden. Zugleich zeigen siedlungs- und landschaftsarchäologische Forschungen, dass den Bauern wohl weit mehr eigener Handlungsspielraum zuzubilligen ist. Die Reduzierung der Waldfläche im Früh- und Hochmittelalter erscheint so eher als ein langfristiger Prozess, denn als politisches Programm.