Das 14. Jahrhundert ist wie kein anderes eine Zeit der großen Bauwerke. Kathedralen, Burgen, Brücken, ja, komplette Städte, die bis heute überdauert haben, sind in dieser Periode entstanden. Nichts davon wäre möglich, ohne eine entwickelte Bautechnik und fortgeschrittene Baustellentechnik. Egal ob Transportwägen, Baugerüste, Handwerksgeräte oder Werkstätten, vieles findet in dieser Zeit eine Form die bis heute im Kern fortbesteht, weil man sie einfach nicht besser machen kann.
Zum Beispiel der Kran: Was muss er können? Schwere Lasten anheben, schwenken und absenken. Was braucht er dafür? Ein stabiles Fundament, einen Turm oder Mittelpfosten, einen schwenkbaren Ausleger und eine Hebevorrichtung. Dieses gilt damals wie heute und so ist unser historischer Kran aufgebaut. Er ruht auf einem stabilen Balkenwerk, das ihm Standfestigkeit verleiht und gleichzeitig den Rahmen für die Hebevorrichtung bildet. Anstelle des häufig gesehenen Laufrades haben wir uns für eine überlieferte Version mit zwei großen Handhaspeln entschieden, mit denen Gewichte bis 450 kg spielend und sicher bis in über 4 m Höhe gehoben werden können. Die Handhaspeln sind an dem drehbaren Kranbaum befestigt, so dass die Haspelmannschaft auch die Schwenkung des Hebeguts bewerkstelligt. Der Ausleger mit der stützenden Querstrebe reicht bis 3,60 m Entfernung vom Kranbaum. Eine sogenannte Steinzange hält mit zwei Klauen den Stein sicher in ihrer Scherenkonstruktion, wobei das Gewicht des Steines selbst den Druck des Zugriffs verursacht.
Der Kran ist mit wenig Aufwand in einige große Komponenten zu zerlegen, weil wichtige Verbindungen lediglich verkeilt sind. Dann kann er, dem Baufortschritt folgend an der Mauerflucht entlang verlegt werden. Hilfsmittel wie unser Kran blieben aber nicht nur am Boden. Wenn das Bauwerk in die Höhe wuchs, wurde das Gerät nach oben nachgezogen und in luftigen Höhen aufgebaut. Durch ein umlenken der Hebeseile gelang es den Baumeistern sogar, dass der Kran aus eigener Kraft, mit seiner eigenen Hebevorrichtung emporgehoben werden konnte.
Wenig Eisen, viel einheimisches Holz, keine Elektrizität, kein Mineralöl (geschmiert wird mit Rinderfett) und doch eine Leistungsfähige „Baumaschine“. Wenn auch eine Konstruktion mit Vorbild aus dem Mittelalter in gewisser Weise doch aktueller denn je.
Weltchronik Rudolf von Ems.
Turmbau zu Babel 1350.
Zentralbibliothek Zürich
Plan Kran Reisestation.
Entwurf Martin Koudele.
ArchaeoCentrum bayern-böhmen