Durchgeführt wird eine experimentelle Rekonstruktion eines horizontalen Ofens mit einem mittleren Sockel und zwei Heizkanälen. Es handelt sich um einen in Mitteleuropa im 13. bis 15. Jahrhundert verbreiteten Typ, der im deutschen als liegender Ofen mit zentraler Ofenzunge bezeichnet wird. Dieser Ofen ist durch archäologische Funde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Böhmen und Mähren nachgewiesen (Abb. 1 und 2). Er diente zum Oxidations- sowie zum Reduktionsbrand von Keramik, wobei die Temperatur des Brandverfahrens bis 800°C erreicht.
Beschreibung des Ofens
Der Ofen mit Ausmaß von max. 4 x 2 m wird zum Teil unter die Oberfläche (etwa 30 cm) eingesenkt. Der Heizraum wird durch einen mittleren Sockel in zwei Heizkanäle geteilt. Vor der Ofenhalle wird sich eine Vorofengrube für die Bedienung des Ofens befinden. Das Fundament des Ofens sowie des mittleren Sockels wird durch Klinkerstein mit Lehmputz gebildet. Die Kuppel des Ofens wird aus Lehm mit Geflecht. Die Sohle kann mit Geröll befestigt werden. Der Sockel wird die Form eines mobilen Rostes haben, mit dem der Heizraum von der Brennkammer getrennt wird. Der Rost kann aus hölzernen, mit Lehm verputzten Brettern hergestellt sein, oder es können Ziegeln oder Schamottenplatten sein. Der horizontale Zug der Flamme im Ofen wird durch eine kreisförmige Öffnung des Rauchfangs auf der Seite gegen die Heizöffnung ermöglicht, die zugleich auch die Öffnung für die Aufladung der keramischen Beschickung sein wird. Ein von seiner Konstruktion her ähnlicher Typ eines Ofens wurde experimentell in Herrenried (Panská Lhota u Jihlavy) rekonstruiert (ein Projekt des Instituts für Archäologie der Masaryk-Universität in Brünn – Abb. 3). Die Temperatur des Brandes unter idealen Bedingungen und in einer reduzierten Atmosphäre erreicht bis etwa 800°C, dies ist eine übliche Temperatur für den Brand der mittelalterlichen Keramik im 13. bis 15. Jahrhundert.
Autoren: Mgr. Ladislav Čapek, Ph.D. – Mgr. et Mgr. Michal Preusz, Ph.D. – Mgr. Petr Netolický, Ph.D.